Freitag, 14. Mai 2010
der tag der mich nicht mag
9.00 uhr morgens
schweißüberströmt aus folgendem alptraum erwacht: ich renne auf der suche nach der u-bahn einen dunklen weg entlang, auf den schienen, die plötzlich im nichts enden. dann stehe ich im wald. es ist scheißfinster. überall aus den büschen blitzen blaue lichter auf. die blauen lichter kommen aus den läufen der pistolen, mit denen meine mörder auf mich zielen. als mich die erste kugel trifft, beginne ich zu schweben. neben grauenvoller panik habe ich ein gefühl von erleichterung. das bild vom wald, den büschen und der mitternachtsblauen finsternis gefriert vor meinen augen wie ein gestoppter film. dann bin ich tot.

11.30 uhr
aus dem zweiten alptraum aufgewacht. diesmal fahre ich im traum meine eltern besuchen, muss dann aber auf klassenfahrt mit meinem ehemaligen mitschülern gehen. ich finde das so furchtbar, dass ich mir im reisebus vor aller schüler augen die pulsadern aufschneide.

nachdem ich also zweimal gestorben bin, muss ich erst einmal die nase entschnoddern. habe mich ja vor zwei tagen zu tode erkältet. mit fieber und vom feinsten. meine nase und meine stirnhöhlen sind vollkommen verschwollen. ich puste kräftig ins taschentuch. mit erfolg: das blut spritzt richtiggehend aus mir heraus.

ich fühle mich unfitter als nach dem alptraum nummer eins. also bleibe ich noch ein bisschen im bett. ist ja feiertag. reicht ja, wenn man nachmittags mal was arbeitet. kurz darauf befällt mich aber ein gefühl der leere und der langeweile. tu was, sag ich mir. aber was soll man schon tun an einem feiertag, wenn man auch noch krank ist? also fange ich doch schon an zu arbeiten. geht aber nicht so gut. ich verspanne innerlich immer mehr und habe das gefühl, dass mir die panik die luft abschnürt. scheiß alpträume. irgendwie hallen die immer nach.

15.00 uhr
ich gebe auf. ablenkung, sage ich mir und schmeiße einen film rein. "der wilde schlag meines herzens", feines französisches kino. verfolge die story des hübschen jungen mannes, dessen leben so merkwürdig unentschieden und doch determiniert scheint, der mit seinen kollegen nichts gemeinsam hat, dessen mutter tot ist und dessen vater ermordet wird. werde noch sentimentaler, fühle mich verwaist und beschließe, zuhause anzurufen. natürlich ist niemand da.

auf den abend freue ich mich trotzdem. eine einladung zu einer vernissage. jemand, den ich gern wiedersehen möchte. jemand, für den ich unentschiedene gefühle hege, die klarheit brauchen. leider steigt das fieber schon wieder. die immer noch latent vorhandende panik treibt mich dann doch aus dem haus. ablenken, mit aller gewalt, lautet die devise.

20.30 uhr
geschniegelt und gebügelt verlasse ich das haus.

21.00 uhr
ich bin zu spät. trotzdem ist der ort der veranstaltung noch recht leer. auch meine verabredung ist nirgends zu sehen.

22.00 uhr
die besucherzahlen sind immer noch spärlich. mein date ist nicht gekommen. es hat noch nicht mal angerufen. leichter hätte es mir die gefühlentscheidung gar nicht machen können. ich werfe die telefonnummer in den müll und beginne, mich zu betrinken. der barkeeper mixt mir einen drink, nach dem sich der raum sofort zu drehen beginnt. endlich lassen sich frust und panik einschläfern.

23.30 uhr
angetrunkenes nachhauseschwanken. ich fühle mich pudelwohl.