Dienstag, 8. September 2009
mitmischen: ein teurer spaß
seit ich fünf jahre alt bin, möchte ich politikerin werden. natürlich alleinherrscherin. ich wäre auch nett. als fünfjährige wollte ich, dass mir alle menschen immer briefe schicken könnten, die ich dann lesen und beantworten würde. das machen zeitungen so, wusste ich, und manchmal drucken zeitungen was ab, was die leser so schreiben. ich würde dann hin und wieder gesetze erlassen, die dem entgegenkommen, was in den briefen so steht, dachte ich mir. das fand ich fair.

leider haben wir immer noch eine milliarden verschlingende parlamentarische bürokratie demokratie oligokratie einiger weniger reichen, unter anderem derer, die im bundestag sitzen und sich an steuergeldern laben. somit wurde und wird das nichts mit meinen plänen. als ersatz stellte ich mir so ab meinem 12. lebensjahr vor, wie es wohl wäre, in eine partei einzutreten. bis ich dann erfuhr, dass das ja geld kostet. das wäre in etwa so, als würde ich vor der klassenzimmertür einen euro in den türschlitz werfen, um am englischunterricht teilnehmen, sarkastischen tadel empfangen und hinterher die tafel putzen zu dürfen. das erschien mir, einer sehr ökonomisch denkenden jugendlichen, von grund auf falsch.

aber was kostet eigentlich so eine mitgliedschaft? im naiven irrglauben ging ich von jeher davon aus, dass die mitgliedsbeiträge bei sozialen parteien auch besonders sozial sein müssten. die ergebnisse meiner recherche aber verblüfften mich.

was kostet ein neues kostüm für angie? gar nicht mal so schlimm: bei meinen einkommensverhältnissen wäre ich mit 5 bis 10 euro im monat dabei.
die gasprom-anhänger sind sogar noch etwas günstiger: nur 5 bis 8 euro pro monat. das sind schon fast ostpreise.
auch die waldschrats liegen mit einem prozent des nettoeinkommens ungefähr im oberen mittelfeld des bereichs. hätte billiger gehen können? nee. denn wer atomkraftwerke abschalten will, muss erstmal in einen haufen windräder investieren und gegebenfalls auch in die leute, die sich davorstellen und kräftig pusten. und biokarotten wachsen auch langsamer als die genmanipulierten.
etwas überrascht war ich dann von den nationalen banalsozialen. eigentlich hätte ich so etwas erwartet wie: "deutsche zahlen fünf euro, nachweisliche arier dürfen kostenlos mitmachen und ausländern kostet die mitgliedschaft 500 euro im monat." falsch, ganz falsch: alle zahlen mindestens 10,50 euro monatlich. soviel kostet vermutlich ein anständiger kasten weißbier.

zum schluss die absoluten raketen unserer parteien: rosamunde von-dem-brunnen und rosamunde macht-ne-welle.
die partei, die eigentlich am sozialsten von allen sein müsste, verlangt von einer frau mit meinem einkommen 12, nochmal: ZWÖLF tacken monatlich. das funktioniert dann wirklich nur noch mit mindestlohn. und mir scheint, der will auch irgendwie finanziert werden.
überraschungssieger nummer zwei ist rosamunde im gelben schlüpfer: sie verlangt nur 0,5 prozent des bruttolohns und liegt damit deutlich unter dem beitragssatz der rosa konkurrenz. ein bisschen hexerei ist dabei: bis etwas über 2600 euro gilt der einheitliche satz von 8 euro, aber auch damit ist die partei extrem güngstig. wer hätte das gedacht.
zum schluss noch die schnäppchenpartei, die sich vermutlich durch ebay-verkäufe noch was dazuverdient oder ein parteiinternes wirtschaftswunder ihr eigen nennt: nur 36 euro im jahr verlangen zensursulas henker.

und damit, liebe blogger, lernt ihr was für leben: es kommt nicht auf billig oder teuer, sondern auf das preis-leistungs-verhältnis an! und wenn wir das mal unter zuhilfenahme von wahlversprechen und parteiprogrammen betrachten, kann man ohne zu lügen sagen: geschenkt wäre noch zu teuer.