Samstag, 29. Dezember 2007
die letzten im monat
mit einer müdigkeit in den knochen, die nicht nur von mangelndem schlaf oder der arbeit der letzten wochen kommt, sondern eine, die dir die beine aufs kopfsteinpflaster nagelt und den kopf wolkenwärts reißt, mit so einer gehst du die straße lang und beginnst wieder, den fremden in die gesichter zu schauen, erschrickst dich vor augen voller gleichgültigkeit, schroffheit oder überraschender freundlichkeit, streifst den mann, der kaum gehen kann, weil er einen klumpfuß hat, an der schulter, entschuldigung, er dreht den kopf und nickt lächelnd, du zerrst die plastiktüte, die im wind rauscht wie ein blauweißer baum, weiter, heimwärts. der schlüssel in deiner jackentasche schlägt dir gegen den schenkel wie eine verspätete weihnachtsglocke, viel ist passiert, wenn du dich erinnerst, aber wenig hat sich verändert, nach außen hin alles gleich, immer gleich vage, transparent und verschwommen, während du drin versinkst und vielleicht herausplumpst wie reifes braunes obst, schwer, süß, fällig, gefühlt ein lasttier, doch die einzige last, die du trägst, bist du selbst. und immer schwerer wird es, dich zu ertragen, bruchstücke, die vielleicht einmal wertvoll sein könnten, zusammenzuhalten, stets fragend: für wen, auch während du die hand des anderen hälst, verzweifelt und liebend. manchmal schießen dir die tränen in die augen, es ist so ein großes geschenk, du willst es mit beiden armen umfangen, dich verausgaben, aber der trichter schlingt, deine tat schrumpft auf ein ungesehen, während du selbst vierdimensional die realität zu sprengen scheinst, dein erwachen immer nur von einem traum in den nächsten hinein.
als die straße beinahe zu ende ist, sind die häuser dir fremd, du bemerkst, du bist zu weit gegangen, schleuderst den kopf voller watte herum und kehrst dich dem hauseingang zu, gehst hinein mit ein wenig mehr als hinaus, und der flur duftet nach kaffee und brot, warm und braun, bittersüß.