Donnerstag, 30. April 2015
maifeierei
15 stunden todesschlaf statt party.
und sie so?

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Mittwoch, 29. April 2015
cherry blossoms
ein schwarzer hund watschelt über den sandweg, und auf der wiese neben mir rupfen graugansküken gras, streng bewacht von mama und papa.

ich sitze an meinem lieblingsplatz am wasser, stille und abendkühle umfangen mich und streifen die alltagsgedanken aus wie ein weiches tuch, das man im styx getränkt hat.

über mir blüht eine kirsche, mit jeden windstoß fallen blütenblätter auf mich:

bäumchen rüttle dich, bäumchen schüttle dich, wirf weiß und purpur über mich.

und für einen moment muss man auf keinerlei wunder mehr warten.

denn ich bin mittendrin.


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Sonntag, 26. April 2015
selfie-schulterklopfer
bevor ichs vergesse:
das war woche nummer 3 ohne medikamente.

und das alles trotz familiärer katastrophen, mieser sozialkontakte, noch mieseren auftragsaussichten, rückenschmerz deluxe (= entzugserscheinung, war beim letzten mal auch so) und qualvollen objekt-reminiszenzen.

vielleicht bin ich ja auf dem weg, mich einfach an den ganzen mist zu gewöhnen? so mit ein bisschen sonne, sport und maximalem einsiedlertum?

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wiedersehen nach 14 jahren
als ich das erste mal nach hh kam, war ich 17. ich hatte im chat einen typen kennen gelernt, mit dem ich mich super verstand. er war laut eigener angaben mitte 30, rechtsanwalt und hatte gerade seine erste eigene kanzlei eröffnet. das imponierte mir und ich machte mich schnell ein jahr älter, damit ich wenigstens nicht mehr minderjährig schien. als unser chat immer mehr ins flirten überging, lud er mich irgendwann nach hamburg ein. mein damaliger freund protestierte und drohte mit schlussmachen, meine eltern gingen auf die barrikaden, aber ich war a) jung und naiv und b) nicht zu halten auf meinem rebellions- und selbsterfahrungstrip. ich ließ den anwalt zugtickets buchen und packte meine koffer.

ich fuhr damals eine etwas komplizierte strecke über celle. celle stieg ein typ in den zug, der sich zu mir setzte. er war zwei, drei jahre älter als ich und erzählte mir, dass er gerade seine eltern besucht habe, die, nachdem er sein medizinstudium geschmissen hatte, not amused waren. meine eine hatte damals noch nicht mal abi, also hörte ich zu und staunte. dann stellte sich heraus, dass der exmedizinstudent auch nach hh musste und dass er dieselbe musik mochte wie ich. kurz bevor wir am hauptbahnhof einfuhren, gab er mir seine nummer und seine e-mail-adresse.

am bahnhof holte mich der anwalt ab. die erste begegnung war ernüchternd: er sah aus wie mindestens 40 und hatte wenig ähnlichkeit mit dem smarten schwarzweiß-foto, dass er mir einst geschickt hatte. wir fuhren zu ihm. er wohnte in einer wahnsinnigen wohnung in uhlenhorst, wo er auch gleich nebenan seine kanzlei hatte. was dies betraf, hatte er nicht gelogen. was sein alter betraf, hingegen offensichtlich schon. ich selbst hatte in diesem kontext zwar auch ein wenig geflunkert, aber das raubte mir garantiert nicht so viel attraktivität.

ich duschte, zog mich um, dann holte der anwalt etwas zu essen.
"sollen wir heute abend ausgehen?"
genauso hatte ich mir meinen hh-aufenthalt vorgestellt.
wir gingen in den club, denselben, der später hier mein zweites zuhause und objekt-begegnungstätte wurde, der sich damals aber noch zwei straßen weiter entfernt befand. die veranstaltungsreihen waren damals schon ähnlich, das ganze neuartige cyber-teeniegeschrubbe kam natürlich erst später dazu. damals dominierten gitarrenklänge und düsterpop. kurzum, der abend wurde bombe. ich vergaß ganz, dass ich mit dem anwalt unterwegs war, trank, tanzte und ließ es mir gut gehen.

irgendwann gegen fünf saßen wir in des anwalts penisverlängerung und gurkten die alster entlang. zu diesem zeitpunkt begann der anwalt, mit mir zu flirten und mir komplimente zu machen. ich hatte jedoch definitiv kein interesse, ging nicht weiter drauf ein und legte mich schließlich - vollständig mit pulli und hose bekleidet - ins bett, nicht ohne dem anwalt vorher noch mal klarzumachen, dass jeder in seiner hälfte des bettes schlafen würde.

jedoch schien der anwalt es mit absprachen so wenig genau zu nehmen wie mit dem alter. mitten in der nacht - oder vielmehr am morgen - wachte ich auf, weil sich der anwalt auf mich gewälzt hatte und seine hände auf meinen brüsten waren. nach heftiger gegenwehr ließ er ab, versuchte es aber noch einmal, als ich wieder eingeschlafen war. wir stritten uns kurz, danach beschloss ich, lieber wachzubleiben und weitere übergriffe zu verhindern.

als wir gegen mittag aufstanden, hatte der anwalt seinen charme verschluckt. er knallte mir eisig ein frühstück hin und verschwand dann zu einer angeblichen kollegin in deren kanzlei. ich blieb allein. was nun? da erinnerte ich mich an die telefonnummer in meiner tasche und ich rief rasch den exmedizinstudenten an. ich hatte glück, er ging an den hörer - handys waren damals noch nicht so verbreitet - und hatte am abend sogar zeit für mich.

ich packte schnell meine sachen und fuhr erstmal in die stadt. da gefiel es mir sehr und mir kam erstmals der gedanke, dass ich vielleicht nicht in meiner heimat studieren sollte. neben hamburg dachte ich noch an berlin - hauptsache raus, hauptsache groß.

der exmedizinstudent hatte mir eine wegbeschreibung durchgegeben, die ich auf ein kaugummipapierchen gekritzelt hatte. gegen halb zehn uhr abends kam ich schließlich am ziel-s-bahnhof an. dort holte mich der exmediziner ab. ich erzählte ihm rasch die ereignisse der letzten nacht und drängte darauf, dass ich bei ihm schlafen konnte.

der exmediziner war kein mann der langen worte und gewährte mir sofort obdach. er wohnte damals mit acht weiteren jungs in einer wg, die meisten studenten. er hatte nur ein winziges zimmer und ein winziges bett, aber ich durfte es nach meiner letzten furchtbaren nacht ganz für mich haben. er selbst schlief im schlafsack auf dem boden. das war mir peinlich, aber ich war auch froh darüber, denn noch eine nacht mit ekel-fummelei hätte ich nicht überlebt.

wir hatten noch eine gute zeit zusammen und gingen unter anderem auf eine krasse technoparty, an die ich mich nur noch in bruchteilen erinnnern kann. sehr süß war, dass sich in der wg alle neun jungs spürbar mühe gaben, es dem weiblichen besuch so angenehm wie möglich zu machen. ein paar tage später fuhr ich dann nachhause - mit dem ticket, das noch der anwalt bezahlt hatte. das fand ich nur gerecht. ich schrieb dem anwalt noch eine einzige mail, in der ich mein wahres alter enthüllte und ihn darauf hinwies, dass er versucht hatte, eine minderjährige zu betatschen. daraufhin muss ihm ziemlich der arsch auf grundeis gegangen sein.

den exmedizinstudenten besuchte ich noch ein einziges mal drei jahre später. seither haben wir uns nicht mehr gesehen, obwohl wir inzwischen beide in hh wohnen und ich immer mal wieder an ihn gedacht hatte.

das wird sich nun morgen ändern.

und ich bin sehr gespannt.

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Freitag, 24. April 2015
feuchte wäsche
direkt neben meiner wohnung im haus befindet sich eine wäschekammer. dort steht gerümpel, das in den keller zu räumen ich zu faul war, und mein wäscheständer, meist mit wäsche, weil ich mich gern direkt einkleide, also ohne lange trockene wäsche zusammenzufalten und ordentlich in den schrank zu legen. man kann sagen, dass ich das zimmerlein als meinen zweitkeller sowie als ankleideraum okkupiert hatte, was aber auch gut ging, da bis dato nie einer meiner nachbarn diesen raum benutzte.

das hat sich nun geändert. vor ein paar wochen entdeckte ich erstmals handtücher und geschirrtücher, die definitiv nicht mir gehörten. das musste wäsche vom neuen nachbarn sein, den ich so richtig noch nicht wahrgenommen hatte. ein paar tage später hingen dann männerunterhosen und männer-shirts zum trocknen. nun war es eindeutig. fortan mied ich es, splitterfasernackt vor die tür zu gehen, um mich dann schnell in der wäschekammer anzuziehen, wie ich es morgens nach dem duschen bisweilen gern getan hatte.

ich sah den neuen nachbarn nie. aber er machte sich bemerkbar. eines tages hing eines meines höschen - zum glück eines der guten mit niedlichen polkadots und spitze - an meinem türknauf. offenbar hatte ich es beim abräumen übersehen oder es war auf den boden gefallen. ich musste grinsen und räumte es schnell in meine kommode.

heute wollte ich meine dunkle wäsche aufhängen. als die waschmaschine durch war, hatte ich gerade masturbiert und befand mich in höchst entspannter stimmung. also schlüpfte ich nur schnell in einen dünnen rock, den schlüpper konnte ich nicht finden, und warf mir ein t-shirt über. dann ging ich zur waschmaschine und holte die nasse wäsche raus.

als ich so vor die tür trat und nach rechts in meine wäschekammer ging, erschrak ich. da war nämlich wer. der neue nachbar.
"nicht erschrecken", sagte er.
"zu spät", erwiderte ich.
der nachbar lächelte.
"ich hab mich noch gar nicht richtig vorgestellt", sagte er dann etwas umständlich, aber sehr nett. er nahm meine hand, schüttelte sie förmlich und nannte seinen namen. ich tat es ihm gleich, dann standen wir da und waren verlegen. ich spürte meine noch nasse muschi unter dem rock. wenn er wüsste, dass er eben einer frau ohne höschen und mit sabbschiger muschi die hand gegeben hatte, kicherte ich in mich hinein.

"du hast n kleines mädel, hm", fragte ich schließlich, weil ich den nachbarn irgendwann mal mit einem kleinen blonden kind gesehen hatte, und um ein wenig artig konversation zu machen.
"ja", sagte der nachbar. "im moment bin ich halt vollzeit-papa."
"kenn ich von meinem ex."

wir quatschten dies und das und kruschten dann eine weile in unseren jeweiligen klamotten. der nachbar faltete, ich hängte wäsche auf.
"wir können ja mal ein bier zusammen trinken", meinte mein nachbar schließlich.
"klar", sagte ich, drehte mich herum und fühlte, wie in diesem moment eine falte meines glatten, dünnen rocks an meiner muschi festklebte und sich in die spalte zog. noch bevor ich mich fragen konnte, wie deutlich das von außen zu sehen war, oder wie ich etwas unauffällig dagegen tun konnte, bemerkte ich, wie der nachbar schockiert glotzte. direkt auf meine muschi.

"ich muss dann mal weiter", sagte ich schnell und packte ein bündel wäsche, um es mir vor den bauch zu halten. dann drehte ich mich weg und verschwand fix in meiner wohnung.

auf jeden fall habe ich mal wieder einen bleibenden ersten eindruck hinterlassen. bin gespannt, wie er schaut, wenn wir uns das nächste mal im treppenhaus begegnen. dann vorzugsweise mit unterwäsche.

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Samstag, 18. April 2015
in the dark
der kühlschrank zeigt mir gähnende leere. in schlechten phasen wie aktuell meide ich es, einkaufen zu gehen. jetzt allerdings führt kein weg dran vorbei. nach 22 uhr muss ich ein stück weit fahren, um einen noch geöffneten supermarkt zu finden. ich will mich erst aufs radl schwingen, doch es regnet leicht, also mache ich kehrt und nehme den schirm. dann wirds eben ein ausgedehnter spaziergang.

wie immer nehme ich die abkürzung, die an der klinik vorbeiführt. ich habe den kopf gesenkt und registriere erst recht spät, dass da zwei typen bei den motorrädern stehen und sich unterhalten. als ich mich nähere, verstummen die beiden und ich merke, wie ihre blicke in meine richtung gehen. es sind das objekt und ein kollege, den ich auch vom sehen kenne. das objekt steckt bereits in helm und jacke, ist offenbar nach einer spätschicht am aufbrechen.

mein puls beamt sich auf ein maximum. was nun? der blinde instinkt entscheidet schließlich und er entscheidet sich dafür, sich blind und taub und stumm zu stellen, einfach weiterzugehen, ohne den schritt zu beschleunigen.

als ich vorbei bin, spüre ich noch die blicke der beiden im rücken, der arme kollege fragt sich oder auch das objekt vielleicht, warum ich ihn nicht grüße, und das objekt wird einen spruch klopfen oder auch einfach nichts dazu sagen.

ich schaffe es bis zum supermarkt, wo die beine regelrecht nachgeben und ich mich erstmal ein weilchen gegen die käsetruhe lehnen muss, bis die übelkeit nachlässt und das herzrasen und der schwindel, und die beine ihren dienst wieder aufnehmen wollen.

es macht mir immer noch so verdammt viel aus.
verdammt.

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