Freitag, 16. August 2013
entertain us
in der u-bahn auf dem weg ins büro labert mich ein typ an, ob ich tätowiert sei. ich frage ihn, wie er da drauf kommt. er deutet auf die tribals auf meinem pulli. ich ziehe nur die augenbrauen hoch. intelligent geht anders. überhaupt ist der typ eklig: klein, alt, schlecht gepflegte zähne, komisches altkleider-outfit, komischer geruch.

aber er ist hartnäckig. er will unbedingt mit mir kaffee trinken gehen. als ich aussteige, steigt er mit aus, obwohl er ganz woanders hin wollte.
"ich muss jetzt arbeiten", sage ich, um ihn loszuwerden.
"wir könnten doch einen kaffee trinken gehen!" schlägt der typ vor.
"ich muss JETZT arbeiten!" betone ich.
"dann warte ich einfach."
ich glotze wie eine kuh wenn´s donnert. der typ zeigt, dass er das ganz wörtlich meint. er setzt sich auf den parkplatz vor der agentur. offenbar hat er nix besseres zu tun.
ich schüttle den kopf, gehe rein und sage nur noch kurz "tschüß". hoffentlich sitzt er nachher nicht mehr da.

zwei stunden später klingelt es. ich schicke den azubi vor, nicht, dass da der typ draußen steht. aber ich habe glück, denn es hat inzwischen angefangen zu regnen, was den typ wohl offenbar doch dazu bewegt hat, die belagerung abzubrechen. stattdessen finde ich zwei freundlich lächelnde ältere damen unter der tür, die mich fragen, ob ich hier wohne.
"gott bewahre", sage ich - obwohl es ja agenturen gibt, die ihren mitarbeitern luftmatratzen schenken, damit die arbeit durch schlaf vor ort ökonomischer wird - und gebe damit schon gleich die richtige gesprächsvorlage. denn die beiden mädels sind zeuginnen jehovas und drücken mir ihren wachtturm in die hände.

es geht um die schädlichkeit von pornografie. die tanten labern. ich nicke freundlich, obwohl ich überzeugte pornoguckerin bin, sehr gerne auch in gesellschaft eines erigierten schwanzes, damit frau an den schlüpfrigen stellen was zum festhalten hat. oder zum dran knabbern, wahlweise.

die beiden tanten fragen mich, ob noch jemand anderes im haus wohnt.
"ja, das sind alles schlimme schmuddelfilm-gucker hier", sage ich und zeige auf die nachbarwohnungen, denn da leben nur unfreundliche menschen, die uns ständig anschnauzen, weil wir die papiertonne zu voll machen oder im garten rauchen. diesen miesepeters und miese-uschis wünsche ich den wachtturm an den hals.
"sie sollten da unbedingt mal vorbeischauen... man könnte direkt sagen, hier wohnt die unzucht in person!", hole ich noch etwas weiter aus.
die beiden jehovas bedanken sich ganz herzlich und ziehen vondannen.
wieder wen glücklich gemacht.

zwei smsen. eine von der lederjacke, die unser wochenend-date absagen möchte. als ich ankündige, dass ich schnaps mitbringen könnte, will sie noch mal überlegen. so einfach kann man männer bestechen.

die zweite ist vom neuen mann. er geht heute auf party und fragt nach meiner tanzfreudigkeit. ich bin noch immer sehr glücklich, dass wir nicht den gleichen musikgeschmack haben, denn das erspart es mir, den neuen mann mit auf meine parties nehmen und ihn in mein exliebeskuddelmuddel einweihen zu müssen. anderseits macht mir die musikalische anspruchslosigkeit des neuen mannes schwer zu schaffen. ihm genügt es, wenn es fröhlich zugeht. ich brauche die richtige musik, die richtigen leute und das schwierigste: die richtige stimmung. ich schreibe ihm also zurück, ich müsse das spontan entscheiden. vielleicht gelingt es mir ja, mich zu feierabend mithilfe der letzten kräuterlieferung zu entspannen und auf einen sozialkompatiblen modus herunterzufahren.

der neue mann ist nicht sauer. er lässt mich einfach, obwohl ich den eindruck habe, dass er das meiste nicht versteht. aber er schnallt, dass er dann besser die klappe hält. das finde ich im prinzip positiv.

updates folgen.

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