Samstag, 16. Februar 2013
warum ich single bin
clubbing. ich bin mit dem dritten mann verabredet, der zoff mit der drittefreundin hat und seine neue heimat für ein wochenende verlässt, um in hh ordentlich einen draufzumachen. ich habe dem dritten obdach angeboten, und als wir grinsend voreinander stehen, weiß ich, dass es schwer wird, nein zu sagen.
"ich bin heute nicht dein frustfick, damit das klar ist", positioniere ich mich.
"ich freu mich, dich zu sehen", erwidert der dritte indifferent und drückt und küsst mich.

das objekt ist ebenfalls anwesend. es hat ein sehr junges mädchen im schlepptau. ich erfahre, dass es eine praktikantin ist, die das objekt aus der klinik kennt. ich zähle eins und eins zusammen und spätestens, als das objekt der kleinen gegenüber die frauenverstehermasche auspackt, weiß ich, es kann sich nur um stunden handeln, bis das objekt einlocht.

der dritte ist ein wenig enttäuscht und meint, er hätte schon davon geträumt, dass wir beide heute das objekt mit zu mir nehmen könnten. das klingt verlockend, aber ich weiß, dass die chancen gegen null gehen, wenn ein mädchen anwesend ist, das 10 oder 12 jahre jünger ist als ich. mädchen bis ungefähr 20 sind des objekts besondere vorliebe, weil sie so schön einfach zu knacken sind und das objekt ohne zu hinterfragen anhimmeln.

"bist du immer noch single", fragt mich der dritte.
"ja", sage ich, "und das wird sich auch nicht mehr ändern. ihr männer seid doch alle arschlöcher."
"naja", sagt der dritte. "so 30 bis 40 prozent sind arschlöcher... würde ich sagen..."
"und der rest?"
"der rest sind vollidioten."
"nicht zu vergessen der anteil, der beides ist!"
"du bist ganz schön bitter."
"ich bin realistin."
"es gibt auch nette!"
"so ne wie dich, oder was?"
da schmiegt sich der dritte an meine schulter, aber ich kenne ihn zu gut, um nicht zu wissen, warum er heute abend hier ist.

am ende des abends sitze ich betrunken mit k. auf der einen seite des raums, und auf der anderen sitzen objekt, die praktikanten-tusse und der dritte mann. die körpersprache der drei ist überdeutlich, aber nach der grundsatzdiskussion von vorhin will ich sichergehen und frage nach.
"willst du jetzt heute tatsächlich bei mir pennen?", zupfe ich den dritten am ärmel.
"ja klar", sagt der.
"das sieht aber gerade ganz anders aus", entgegne ich.
"nein, nein", beschwichtigt der dritte, "wenn du gehen willst, pack ich meine sachen und wir brechen auf."
"du musst nicht."
"was denkst du denn von mir?"
"dass du die auch gerne ficken würdest."
"neee... du... das mit meiner freundin ist noch ganz frisch... ich liebe die immer noch... das könnte ich nicht."
"na gut", sage ich, nicht ohne misstrauen.

eine viertelstunde später sitzt das objekt halb beim dritten auf dem schoß und hat den arm um ihn gelegt, den anderen um die praktikantin. k. und ich gucken einander mit hochgezogenen augenbrauen an und harren der dinge, die da kommen werden.
"der schleppt die heute beide ab, das ist eindeutig", sage ich zu k.
"aber der dritte meinte doch vorhin, er käme mit dir mit?"
"ich verwette meinen arsch drauf, dass er das nicht tut. eigentlich weiß er das auch schon, nur dachte er vorhin, er ist besser mal rücksichtsvoll. wäre ja doof, wenn der fick doch nicht klargeht und er noch irgendwo einen schlafplatz braucht."
"du bist ungaublich desillusioniert, weißt du das? du denkst so schlecht von anderen menschen."
"okay, pass auf, ich wette 10 euro mit dir, dass er mit dem objekt und der ische mit will."
"einverstanden." k. schlägt ein.

ein paar minuten später gehen die lichter an und ich hole meinen mantel. abmarschbereit positioniere ich mich vor dem dritten.
da endlich erhebt er sich zerknirscht und meint:
"ich schlafe heute doch beim objekt."
"und das fällt dir jetzt erst ein."
"naja...."
"vergiss es. ich hab das kommen sehen. ihr solltet euch mal sitzen sehen."
dem dritten ist die situation mordspeinlich.
ich winke und sage nur:
"dann fickt schön. und nicht vergessen, gummi benutzen. sonst bist du auch bald vater."
der dritte weiß nicht, wohin gucken, und meint dann nur:
"mann. du weißt immer alles. dir kann man echt nichts vormachen."
"verkauf mich nicht für dumm, mein lieber. ich hab es dir vorhin gesagt: die einen sind arschlöcher, die anderen vollidioten. und beide denken mit dem schwanz. da nehme ich dich nicht aus und das objekt schon dreimal nicht."

dann umarme ich das objekt und wünsche auch ihm fröhliches ficken.
"ich bin mir noch gar nicht sicher, ob da überhaupt was geht", sagt es.
"mir kommen die tränen. guck sie dir an, das ist ne reife pflaume. die ist so weichgespült von deinem gelaber, die musst du nicht mal mehr pflücken, die fällt von alleine."
das objekt guckt irritiert:
"wie du redest."
"ich nenne die dinge beim namen. ich mag es nicht, wenn mir jemand theater vorspielt. und du willst mir ja wohl kaum vormachen, dass du dich in die kleine verliebt hast und dass ihr heute ganz romantisch händehalten und euch allenfalls zart küssen werdet."
das objekt ist verstummt und glotzt mich sprachlos an.
ich klopfe ihm auf die schulter.
"guten schuss", sage ich und ziehe k. mit mir aus dem laden.

draußen auf der straße streckt mir k. einen zehner entgegen.
"hätt ich nicht gedacht, dass du recht behälst", sagt er.
"doch, das war glasklar. ich hätte auch um 50 euro gewettet."
"dann hab ich ja mal glück gehabt, hm?"
"ohja!"
k. bleibt stehen und blickt mich an:
"kann das sein, dass du heute extrem auf krawall gebürstet bist?"
ich halte erstaunt inne.
"du wirkst jedenfalls ultra genervt", sagt k., "gehts dir nicht gut?"
und schwuppdiwupp habe ich tränchen in den augen und fühle mich ertappt.
k. nimmt mich in den arm.
"willst du heute bei mir schlafen? einfach nur zusammen einschlafen und ein bisschen runterkommen?"

das angebot rührt mich und ich muss aufpassen, dass ich nicht losheule. ich verstehe plötzlich meine stimmung und dass die aggression eine komische art von sehnsucht ist, die ich argumentativ noch immer nicht ganz totgekloppt habe: der märchenprinz, der niemals kommen wird, weil die realität nunmal kein gottverdammtes märchen ist.

k., der manchmal ungeheuer hellsichtig ist, ärmelt mich unter, zieht mich über die straße und dann die treppe in seine wohnung hinauf. im bett bin ich immer noch entsetzlich traurig, weil meine beweisführung mal wieder so verdammt gut aufgegangen ist.
"ich hätte mir gewünscht, dass du recht behalten hättest", sage ich zu k., der mich fest umschlungen hält und meinen nacken vorsichtig streichelt.
"ich meine, wie soll ich denn jemals jemandem vertrauen?"
k. kennt die antwort auch nicht, vielleicht stellt er sich dann und wann dieselbe frage. er ist nicht der typ mann, der solche gespräche führt, aber er ist da, warm, groß und wohlriechend, und ich schmiege mich in den kräftigen arm mit der stacheldraht-tätowierung, als könne der die schrecklichen gefühle abwehren.

während k. irgendwann schnarcht, liege ich noch lange wach. ich beobachte, wie das fahle morgenlicht durch die vorhänge kriecht und fühle mich wie der erste mensch, der erkennen musste, dass gott tot ist.

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