Sonntag, 2. Dezember 2012
advent
hässlicher dekoscheiß in all den fenstern, inflationär. blinkblinke-kram kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass draußen alles grau ist.

die kleinen familiennester, in denen den ganzen tag lang der fernseher läuft. ab und an steht papa mit kippe am fenster und glotzt ins grau. manchmal wüsste ich gerne, was die einzelnen denken, wenn sie für drei minuten aus dem familienlebkuchenhaus herausluken, aus dem festen rahmen diktierter harmonie. weil alles so sein muss wie es zu sein hat.

der schein-friede überall lässt mich kotzen. er hat mich schon als vierjährige zum kotzen gebracht. denn schon als kind habe ich gespürt, wie hinter plätzchenduft und glitzerglitzer die nackte angst lauert. dass alles vielleicht doch nicht so ist, wie es zu sein hat. oder nicht mehr lange. das flüstern böser gedanken, das abends, wenn es besonders heimelig war, überall aus den polstersitzen und vorhangspitzen kroch.

am liebsten wäre ich weihnachten alleine und sehr weit weg. aber meine mutter zählt schon wieder die tage, bis sie mich wieder in mein altes kinderzimmer setzen und spielen kann, dass das kind nie weggegangen wäre. und ich zerfließe vor mitleid und implodiere vor hass.

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