Montag, 10. September 2012
lederjacke reloaded
ein abend bei der lederjacke.

als ich ankomme, kriecht die lederjacke ohne lederjacke nur in hemdchen und höschen bekleidet durch sein wg-zimmerlein und schrubbt den boden mit sagrotan. ich stehe noch unbemerkt unter der tür und beobachte das treiben eine weile, bevor ich dann sage:
"nana, aber ich stehe doch nicht auf devote männer."
die lederjacke taucht ertappt und mit hochrotem kopf unter seinem schreibtisch hervor.
"ich hab was verschüttet. das zieht sonst in den holzboden ein!"
ich lächle:
"gottseidank sind wir nicht verheiratet!"
die lederjacke grinst:
"kannste nicht mit männern mit putzfimmel? ich kann auch ganz dirty, du."
"ich erinnere mich dunkel."

die lederjacke ist inzwischen auf den füßen und schwenkt mich zur begrüßung in objekt-manier herum. große muskelpakete haben einfach was.
"ich muss was essen", sagt die lederjacke und ordert pizza. dann sitzen wir rum und diskutieren filme. ich mache mich für einen abgefahrenen horror-movie stark und die lederjacke lässt sich breitschlagen.

danach sitzen wir schulter an schulter im bett und starren auf den monitor, wo viel totes fleisch, blut und sperma zueinander finden. die lederjacke hält sich alle zwei minuten die augen zu, um mich dann wieder vorwurfsvoll zu fixieren:
"das ist einfach abartig! kein wunder, dass du in der psychiatrie gelandet bist."
ich kaue pizza und zucke die achseln.
"dass du dabei auch noch ESSEN kannst!"
"wir können ja aus machen, wenn dir das too much ist", sage ich versöhnlich-provokant.
das will die lederjacke natürlich auf keinen fall.
"ist bloß, weil wir gerade essen, weißt du."
"jaja. und später, wenn ich weg bin, klammerst du dich in die kissen und starrst panisch auf die potenziellen zombies, die um dein bett schleichen."
die lederjacke knufft mich.
"frollein, jetzt werden sie aber frech."
ich kichere.
"du kannst ja dableiben", schlägt die lederjacke vor.
"vergiss es, ich habe keine medis dabei. bei sonnenaufgang verwandele ich mich in einen schluck wasser und versickere in deinem holzboden."
die lederjacke starrt mich an. ein bisschen zu lang. ich gucke schnell wieder auf den bildschirm.

"geht es dir gut?" fragt die lederjacke später vorsichtig.
"mir geht es immer gut, wenn andere menschen höllenqualen leiden."
"ich habe noch nie ein mädchen getroffen, dass mir solche filme zeigt."
"tja."
ich schlüpfe in meine stiefel.
"schick", findet die lederjacke.
"mit den blöden pfennigabsätzen bleibt man nur dauernd wo hängen", erwidere ich.
"dann bleib mir jetzt auf dem weg bloß nirgendwo hängen."
"nein nein. in nichts und in niemandem."
"finde ich gut", lächelt die lederjacke.

die lederjacke umarmt mich. sie ist ganz warm und riecht gut.
"wollen wir mal wieder zusammen ausgehen?" fragt sie dann schüchtern.
"klar, gerne."
"samstag?"
"wollen mal sehen."
"sag mir bescheid."
"mach ich."
"tschüß."
"bis bald."

als ich schon an der klinik vorbeiradle, plingt mein handy und ich lese die sms, die mir die lederjacke noch nachschickt: "ich habe mich sehr gefreut, dass du heute da warst."
alles, was frau wissen will.

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