Montag, 12. März 2012
subversives element
freitag nachmittag, flughafen hamburg. versuch nummer eins, die sicherheitskontrolle zu passieren. wie immer piept es, klar, jeder mensch hat ein recht auf seinen eigenen vogel. warum es bei mir immer piept und bei anderen nicht, hab ich noch nie ganz geschnallt. ist aber nunmal so.

die freundliche sicherheitskraft winkt mich zu seite und scannt mich.
"würden sie bitte die schuhe ausziehen."
ich hab es auch noch nicht ohne schuheausziehen geschafft. gut, in diesen stiefeln könnte man locker je ein paket sprengstoff deponieren. trotzdem, es ist freitagnachmittag, man ist müde von der harten woche und ich bin sicher, dass terroristen an freitagnachmittagen gemeinhin keine böcke auf attentate haben. sollte man mal nachrecherchieren. ob attentäter freitags attentate verüben oder lieber montags, wenn die woche noch frisch ist. ich jedenfalls bin sicher, auch terroristen haben wochenendfeeling und sind dann friedlich.

egal. ich muss auf strümpfen hinüberlaufen und meine stiefel in eine wanne legen. dann werden sie gescannt. ein kind guckt mir zu und lacht. ich gucke das kind böse an und es verstummt.

es folgt passierversuch nummer zwei. meine stiefel durchlaufen den scanner ohne beanstandung. die nette sicherheitskraft bringt sie mir gleich, damit ich nicht noch länger schuhlos herumhüpfen muss und entschuldigt sich für die unannehmlichkeiten. ich ziehe die schuhe an und suche die wanne mit meiner tasche. doch vergeblich: meine tasche hat der dicke sicherheitsbeamte auf der anderen seite in den griffeln.

"kommen sie bitte sofort her und nehmen sie das messer aus der tasche!"
alle köpfe drehen sich abermals zu mir. hat das mädchen mit dem sprengstoff in den kampfstiefeln jetzt auch noch andere waffen bei sich?
ich stapfe inzwischen wieder voll bestiefelt hinüber und lasse mich von dem beamten anweisen:
"leeren sie bitte einmal die tasche!"
der beamte hat mundgeruch und haarbüschel, die ihm aus den ohren wuchern. ich hätte gern einmal in die runde gefragt, ob jemand einen nasenhaarschneider bei sich trägt, dem er dem beamten einmal leihen würde. aber der beamte guckt so sauer wie er aus dem mund riecht, da will ich mich nicht weiter sträuben.

überhaupt wundere ich mich, welches messer er meint. ich kann mich spontan an keines erinnern. bis mir beim ausräumen dann mein winziges taschenmesser in die hände fällt.
ich denke: ups.
ich denke weiter: anderseits hat das messer schon zwei flüge nach london und zurück überstanden, und damals lag der elfte september noch nicht so weit zurück.
"das hab ich auch schon bei internationalen flügen bei mir getragen", sage ich offenherzig.
"ja sind sie denn von allen guten geistern verlassen! lesen sie die sicherheitsbestimmungen!"
"es wurde nie beanstandet", beharre ich.
"na dann wollen wir doch mal sehen."
der sicherheitsbeamte klappt alle klingen aus und beginnt, sie abzumessen.

ich warte. die anderen leute warten auch und glotzen, während der beamte eine klinge nach der anderen wieder einklappt.
schließlich seufzt er:
"haarscharf! das war haarscharf an der grenze, mein liebes frollein!"
die leute seufzen auch und sind sichtbar enttäuscht, dass mich kein sicherheitscorps in handschellen gefesselt abführt.
"kann man denn nicht auch mit einer kurzen klinge jemanden...? frage ich den sicherheitsbeamten.
"wir haben eben unsere vorschriften!"
aha.
"aber feuerzeug darf ich?" frage ich weiter und halte provokant das kleine grüne ding in die höhe, bevor ich es wieder in die tasche räume.
"feuerzeug ist erlaubt", versichert mir der beamte.

das sind ja lustige vorschriften, denke ich mir. mit kurzer klinge dem vordermann in die halsschlagader stechen ist erlaubt, nur nicht mit der großen klinge die ganze kehle durchschneiden. vielleicht, weil langsames verbluten weniger sauerei macht. ebenso erlaubt ist es offenbar, im flugzeug irgendwas anzuzünden (den vordermann, die stewardess, das handgepäck in den oberen fächern), solange man dabei keinen sprengstoff in den stiefeln hat.

passierversuch nummer drei. das kind, das gelacht hatte, als ich meinte schuhe ausziehen musste, guckt jetzt ehrfürchtig, als ich an ihm vorbeigehe. es flüstert seiner mama etwas zu, die daraufhin sagt:
"nein, niklas, das ist überhaupt nicht "cool", sowas macht man nämlich nicht."
hast du gehört, niklas, sowas macht man nicht: aus versehen gegen unlogische vorschriften verstoßen. in der schule werden sie dir mal noch mehr davon beibringen. der einzige trost, mein kleiner: wenn du dumm bleibst, fällt es dir weniger auf.

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