Sonntag, 26. Februar 2012
body & soul & someone else
die müdigkeit spült sich zäh wie warmer zement in die muskeln und sammelt sich im kopf, dem gravitationszentrum, dem schwarzen loch. eine hand streicht durch deine haare, die andere zieht behutsam die blaue decke bis an deine nasenspitze. du fühlst dich ausgehöhlt vom vielen kiffen und halsschmerzen fressen dich wie kleine tiere von innen auf.

gestern nacht um fünf auf der club-toilette hast du beschlossen, dass gerade kein weg an diesem menschen vorbeiführt. hast ihn einfach angerufen. wie immer war er noch wach. er verdient seine kohle mit poker, spielt die ganze nacht und hat daher immer zeit.
willst du vorbeikommen, hat er ganz selbstverständlich gefragt. ich bin krank, hast du heiser gesagt. doch er fragt dich nur, tee oder lieber wiskey? egal, sagst du, ich bin dann so gegen halb sechs bei dir.
der mensch atmet laut am anderen ende der leitung aus und sagt, dass er das komplett irrsinnig findet und dass er dir ein brot machen wird.

kurz darauf läufst du los, luftlinie richtung richtig, knickst in deinen hohen schuhen um und sinkst an der unterführung nieder. durch den schleier kindischer tränen erkennst du das straßenschild, es ist die straße, in der das objekt einmal gewohnt hat. dann humpelst du weiter. rufst zwischendurch an, weil du an einer kreuzung stehst, die du nicht kennst. der mensch am anderen ende der leitung sagt nur, komm, bleib da, wo du bist, ich hole dich.
zehn minuten später steht er dann tatsächlich vor dir, die du in einem hauseingang kauerst, und zieht dich hoch und an sich. du zitterst ja, du hast fieber, du bist doch vollkommen wahnsinnig, findet er und fügt, nicht ohne bedauern, hinzu: besonders alt wirst du mal nicht, aber bei dir hat man den eindruck, das ist programm, das ist dein lifestyle.

kurz darauf sitzt du in der riesigen küche vor tee und brot, kriegst keinen bissen runter, ziehst nur an dem joint, den dir der mensch gegenüber stillschweigend reicht. dann sagt er, ich sehe dich jetzt zum dritten mal und frage mich, was in diesem hübschen kopf vor sich geht. du schaffst die antwort nicht mehr, alle synapsen sind von einem kurzschluss geburnoutet und aschen sich zu einem schwarzen loch, das immer größer und dichter wird und dich schließlich ganz verschluckt.

als du wieder zu dir kommst, liegst du in einem hellen, freundlichen raum mit blauen gardinen unter einer himmelblauen bettdecke. dein mund ist trocken vor fieber, der ganze körper schmerzt. doch neben dir atmet jemand und ruft die erinnerung wach. auf der wanduhr ist es kurz nach halb neun. der mensch neben dir dreht sich um, schlingt einen arm um deine taille und lächelt im halbschlaf ein schönes, selbstverständliches lächeln, beinahe so, als wärst du hier zuhause.

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