Sonntag, 24. Juli 2011
wiedersehen
gestern abend, als sich der dauerschmerz kurz lichtete, plingte mein handy. ich hatte eine sms bekommen - von einer unbekannten nummer. jemand fragte mich, ob ich vor dem club vorbeikommen wolle. nett. theoretisch. bloß wer in aller welt war der absender?

also rief ich an. eine junge mädchenstimme ging ran.
"hey! wie geht´s dir denn? kommst du vorbei? kannst du? oder ist es immer noch so schlimm?"
die frau am anderen ende der leitung musste mich kennen. ich lauschte der stimme nach, konnte sie aber nicht identifizieren. ich fragte vorsichtig nach und entschuldigte mich zugleich für mein nichterkennen. die antwort katapultierte mich glatt vom stuhl: es war die objektexfreundin.

seit einer woche gab es erneute annäherungen zwischen dem objekt und der objektexfreundin. die objektexfreundin hatte sich kurzerhand während ihres urlaubs beim objekt einquartiert, was dieses sehr spannend fand. aus seiner sicht gab es allerdings wenig partnerschaftliche tendenzen. die objektexfreundin hingegen posaunte fröhlich in die welt, sie sei nun wieder mit dem objekt zusammen. nunja, da nährten sich unkonkrete äußerungen und wunschvorstellungen wohl gegenseitig. mir war das zunächst relativ egal gewesen, da ich mit mir und meiner welt beschäftigt war und ich es begrüßte, dass ich derzeit keinen objektkontakt hatte.

kurz darauf rief mr. shyguy an und fragte nach meinem zustand und den plänen für den abend. ich berichtet kurz vom geplanten sit-in. fünf minuten später war die sache geritzt und ich machte mich mit mr. shyguy im schlepptau auf zur wohnung des objekts. dort öffnete uns die objektexwiederfreudin. das objekt selbst war gerade beim nachbarschaftsdealer. das klang nicht gut.

während mr. shyguy den barkeeper machte und die objekt-alkoholvorräte mischte, unterhielt ich mich mit der objektexwiederfreundin über dies und jenes. ich stellte wieder fest, dass ich sie mochte, egal, wie sehr ich mich dagegen sträubte.
schließlich wankte das objekt in die wohnung und ließ sich in den sessel fallen. die augen glasig, die haare ungepflegt und wirr starrte es mich einige sekunden an, bevor es in meine arme sank und dann tiefer und tiefer, bis sein kopf in meinem schoß ruhte. ich guckte beunruhigt richtung objektexwiederfreundin. die objektexwiederfreundin sah beunruhigt auf das objekt. das objekt selbst grinste kurz ob der szenze und setzte sich dann aufrecht hin, um sich nach russenmanier korn in ein bierglas zu kippen und dieses dann auf ex zu leeren. nun guckten die objektexwiederfreundin und ich einander beunruhigt an.
"ich bin gerade so... i walk the line", nuschelte das objekt, was die situation sehr treffend auf den punkt brachte.
"du hast ja auch schon den ganzen tag geraucht", sagte die objektexwiederfreundin und ihre tonlage schwankte irgendwo zwischen besorgnis und bewunderung.

unter dem tisch steckten meine füße zwischen den objektfüßen. die szene war befremdlich. die objektexwiederfreundin lächelte mich an.
"danke für die einladung", sagte ich, und es kam von herzen.
"ich bin einfach so gespannt, was es damit auf sich hat, dass wir uns kennen lernen dürfen", sagte die objektexwiederfreundin. das klang so nett, dass es weh tat und bestärkte mich in meinem entschluss, die kontaktebene mit dem objekt zunächst mal platonisch zu halten.
das objekt war inzwischen wieder vollkommen weggetreten. die objektexwiederfreundin zupfte an seiner schulter:
"wollen wir dann mal los?"
"hm, ja."
das objekt schlüpfte in seinen mantel, ich in meine stiefel. die objektexwiederfreundin hopste zusammen mit mr. shyguy schon die treppe hinunter.
das objekt sah mich an.
"morphine", sagte es warm. dann zog es mich an sich und küsste erst meine wange, dann meinen hals. meine knie begannen zu zittern und das objekt hielt mich noch fester.
"wir müssen", drängelte ich.
"komm", sagte das objekt leise, umfasste meine taille und ging mit mir hinunter, wo die anderen beiden warteten.
die objektexwiederfreundin hüpfte auf einem bein über das pflaster und kicherte.
"diese jugend", sagte ich und schüttelte streng den kopf.
"ach du", lachte die objektexwiederfreundin und ärmelte mich unter.

ich versuchte, für den abend meine persönlichkeit zu spalten und zugleich zweisame objektsituationen zu vermeiden. das war recht einfach, da im club genügend personen anwesend waren, die sich mit mir unterhielten.

der wiedersehen nicht genug tauchte auch k. irgendwann auf. nachdem aus der heißen flamme zunächst laue glut, dann asche geworden war, hatten wir uns nicht mehr gesehen. wo k. stand, war dessen ex nicht weit und so hatten wir keine zwei minuten alleine. k. versuchte sich in smalltalk, was nicht besonders gut gelang, was hauptsächlich an meinen einsilbigen antworten lag. es gab offensichtlich nicht viel zu sagen, schon gar nichts belangloses. ich fühlte mein misstrauen und mein mich-nicht-hergeben-wollen für die nächste aussichtslose sache. ich wollte bei mir bleiben.

ich beobachtete das objekt eine weile. die objektexwiederfreundin verhielt sich vollkommen neutral ihm gegenüber. sie tanzte allein und ließ sich von zwei jungen hoschis anquatschen. das objekt registrierte das, griff aber nicht ein. das verhältnis der beiden war mir ein rätsel. vielleicht hatten sie sich aber auch abgesprochen. das objekt musste sich schließlich absichern für den fall, dass die objektgespielin auftauchte.

die schmerzen nahmen mir schließlich die entscheidung ab, noch länger zu bleiben und ein spiel zu spielen, bei dem im grunde nichts zu gewinnen war. außer land. und zwar schleunigst.

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