Samstag, 22. Mai 2010
edelmetalle - wir kaufen alles, was glänzt
kürzlich sprach mich ein betont seriös gekleideter herr auf der straße an. ob ich denn schon wisse, dass ich mein vermögen vom konto holen und in beständige werte eintauschen müsse, da der euro in einer halben stunde crashen wird? eilfertig drückte er mir eine informationsbroschüre in die hand und erklärte mir, wie ich meine euros in beständiges silber verwandeln könne. denn silber, so sagte er, sei das einzige, was derzeit noch gehe. warum nicht gold, fragte ich. weil die goldpreise bereits so exorbitant seien, dass der einkauf nicht mehr lohne.
schade, sagte ich, das mit dem silber könne er sich abschminken. ich hätte jedenfalls nur zerschlissene unterwäsche und ein kaputtes fahrrad zu verschachern. daraufhin trollte er sich, mist, wieder zeit an die falsche zielgruppe verschwendet, und das mittem im millionärsviertel. ich blöde pennerin aber auch.

ich selbst allerdings fragte mich, was ich nun tun sollte. mangels karies konnte ich mir im zweifelsfall nicht einmal goldplomben aus dem maul schlagen, um die dann gegen eine tomatensuppe von netto einzutauschen. das würde ja bedeuten, dass ich anderen leuten die verplombten zähne ausschlagen müsste. was theoretisch ein heidenspaß werden könnte, mich jedoch praktisch über kurz oder lang in den knast bringen würde. anderseits ist es dort warm, und eine tomatensuppe haben die dort bestimmt auch für mich.

doch nachdem der euro auch eine ganze stunde später immer noch nicht gecrasht war, stellte ich meine überlegungen ein. ich ging dekadent zum bäcker und kaufte mir so eine semmel für faule reiche schnöselianer - sie wissen, so ein brötchen, das man sich nicht mehr selbst schmieren muss, sondern das von einer bäckereifachangestellten in liebevoller handarbeit mit allerhand dekorativen salatabfällen belegt wurde. ich legte 2,95 € auf den tresen und ging. da soll mal einer noch behaupten, der gemeine deutsche bürger pumpe zu wenig geld zurück in die wirtschaft. ich fühlte mich vorbildlich und eins-a-moralisch, und das gänzlich unversilbert.

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