Dienstag, 4. Mai 2010
a dieu
als kind dachte ich immer, man müsse es spüren, wenn ein naher verwandter das leben verlässt. so eine art kleiner windhauch, der zum letzten mal durch die blätter fährt, den staub im regal aufwirbelt, die tür ins schloss fallen lässt.

doch eine(r) nach dem anderem starb und nicht einziges mal habe ich etwas davon bemerkt. wie die diebe schleichen sie sich davon, tags oder nachts oder vielleicht in der zeit dazwischen, wie in einem synaptischen spalt.

der tod ist die gnade. dein tod war die einzige wahrheit, das einzig richtige nach soviel falsch. die letzten wochen deines lebens müssen dir unerträglich gewesen sein. es sagte mal einer, sterben sei wie eine krankheit, die immer schlimmer wird, bis der tod sie heilt. du bist so lange gestorben. es hat weh getan, das zu wissen. es hat gut getan, es nicht zu sehen.

vielleicht gibt es da jemandem, der hinter dem vorhang der bühne, die sich welt nennt, die fäden zieht. ich bin leider ein kind des zweifels. aber ich bin auch ein kind der liebe und ich denke, vertrauen ist das einzig angebrachte. das einzige, was das leben so lange erträglich macht, bis der tod auch mich einmal ruft.

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