Samstag, 17. Oktober 2009
bloody roots
meine kleine horroreskapade ins uke

(leute, die kein blut sehen können, sollten jetzt besser weglesen)

heute morgen im bad stellte ich fest, dass ich meine tage bekommen hatte. ein bisschen zu früh zwar, aber da ich schon seit gestern abend in absoluter mörderlaune war, nicht ganz unlogisch. ich dachte mir nichts böses und ging erstmal zur post und dann zum einkaufen.

am nachmittag dann fiel mir auf, dass ich mich besser mal neu verstöpseln sollte. zur erklärung für männer: wenn sich ein gefühl einstellt, ähnlich dem als hätten sie sich in die hose gewichst, dann ist es für eine frau dringend zeit, den tampon zu wechseln.
als ich mich verrichteter dinge vom klo erhob und einen kurzen blick in die schüssel wagte, staunte ich nicht schlecht: es sah aus, als ich jemanden an den haaren über die brille gezerrt und ihm den schädel weggeballert. überreichlich blut und große stücke von körpergewebe. sehr appetitlich. ich war verwundert, aber noch nicht in sorge.

leichte panik flammte jedoch auf, als ich in der nächsten halben stunde vier tampons verbrauchte und dabei jedesmal das gleiche kloschüsselszenario hinterließ. das wird schon wieder aufhören, sagte ich mir, aber es wurde schlimmer. es machte irgendwann überhaupt keinen sinn mehr, die toilette zu verlassen. das blut strömte und strömte aus mir heraus. mir wurde schwindelig und übel. 'bevor du gleich ohnmächtig wirst, musst du jetzt den notarzt anrufen', dachte ich mir und tappte zum telefon.

'bitte lass ein frau dran sein', betete ich, aber es hob ein älterer mann ab. dem versuchte ich zu erklären, dass ich gerade verblutete.
"sie können ja ins ak barmbek gehen, die haben eine gynäkologie", sagte er kühl.
"ich kann nirgends wohin gehen", sagte ich, "ich habe eine menge blut verloren, und ich komme nicht mal bis zur u-bahn, ohne eine spur des grauens zu hinterlassen."
da fiel der groschen. der typ dachte wohl, die alte hat ihre tage und ist deswegen einfach nur ein bisschen strange drauf. aber nun wurde er aktiv.
"haben sie kreislaufprobleme?"
"ja verdammt", sagte ich. "mir ist schwindelig und übel und sehr, sehr kalt."
"okay, ich schicke sofort jemanden vorbei. können sie die tür öffnen?"
"ich hoffe doch."

ich hoffte sehr, sie würden mir wenigstens einen weiblichen sanitäter schicken. aber dann standen zwei männer in rot vor meiner tür.
"sind sie frau morphine?"
"ja."
"und sie haben ein gynäkologisches problem?"
"genau."
der eine warf dem anderen einen blick zu.
"ja was machen wir denn da?"
"hier untersuchen können wir sie ja nicht."
sie maßen meinen blutdurck.
"uiuiuiuiui", sagte der ältere von den beiden. "hören sie mal, wir nehmen sie besser mit. können sie gehen?"

am arm des sanitäters ließ ich mich richtung krankenwagen schieben. der jüngere stieg hinten bei mir ein, der ältere fuhr.
"wir brauchen noch ihre versichertenkarte."
aha, dachte ich mir, unversichert hätten sie mich wahrscheinlich in meiner wohnung verbluten lassen. aber gut. ich war ja versorgt. zitternd streckte ich dem blonden das kärtchen hin.
"ist ihnen kalt?"
ich nickte unter meinen drei jacken, also bekam ich noch eine zusätzliche decke.
"das ist nur der kreislauf, und vielleicht auch der schock", sagt der junge sani sehr verständnisvoll.
"sind sie denn schwanger?"
ich riss erstaunt die augen auf.
"nicht, dass ich wüsste."
"ihre symptome hören sich sehr nach einer fehlgeburt an", meinte der sani.
"bitte?! also eigentlich verhüte ich", wischte ich die these von der krankenliege.
dann döste ich weg.

ich wurde ins uke eingeliefert. die beiden sanis schoben mich durch den flur bis zur zweiten zentralen aufnahme.
eine schwester nahm mich in empfang.
"wir brauchen dann gleich ein urinprobe von ihnen. ich begleite sie mal besser auf toilette, nicht, dass sie uns da ohnmächtig werden."
was für ein stress. inzwischen wollte ich am liebsten schlafen. aber ich musste ohnehin den tampon wechseln, denn die fahrt und die aufnahme hatten länger als eine viertelstunde gedauert und dementsprechend war auch alles eingesaut.
die schwester befragte mich noch einmal zu den symptomen.
"das sind alles hinweise auf eine fehlgeburt", sagte sie abschließend. "ich werde gleich die gynäkologin verständigen, die ist im moment noch im op."
ich war zu müde, um noch einmal darauf hinzuweisen, dass ich gar nicht schwanger sein kann. ich bekam ein bett auf dem flur und zwei decken, weil ich so fürchterlich fror. da lag ich dann und spürte es weiterhin heiß auf mir hinausströmen. zwischendurch musste ich immer wieder auf toilette, um meine klamotten und das bettzeug vor dem schlimmsten zu schützen. jedesmal tappelte die schwester hinter mir her und passte auf, dass ich nicht von der schüssel kippte.

nach über einer stunde kam endlich die gynökologin aus dem op. sie war sehr hübsch und sehr jung, aber wenigstens eine frau. energisch schob sie mich in den untersuchungsraum.
"sind sie schwanger?" lautete die erste frage.
"nein, ich verhüte", gab ich zum dritten mal zu protokoll.
"das hat ja nicht zwangsläufig was zu sagen. wann hatten sie das letzte mal ihre blutung?"
ich dachte nach.
"vor sechs wochen etwa."
"sehen sie."
hm. sollte ich ihr nun erzählen, dass ich auch manchmal auch schon drei monate lange keine regel hatte, ohne schwanger zu sein?

dann musste ich auf den berüchtigten stuhl. der war wie der rest des raumes auch zur sicherheit schon mit zahlreichen laken saugfähigen papiers ausgelegt.
"sie sind organisch völlig gesund", gab die gynäkologin am ende ihrer untersuchung bekannt. "sie müssen sich überhaupt keine sorgen machen."
"aber woher kommt das denn nun?"
"hm, also falls es keine fehlgeburt war..."
wann würden die hier endlich von ihrer fehlgeburtthese abstand nehmen?
"...dann handelt es sich vermutlich um eine sehr starke hormonelle schwankung. das passiert manchen frauen hin und wieder."
"ich hatte das in 15 jahren noch nie."
"es sollte so bald auch nicht wieder vorkommen."
sie verabreichte mir noch ein medikament, damit ich nicht mehr überall mein blut verströmte.
"jetzt ruhen sie sich noch ein bisschen aus und dann dürfen sie einfach nach hause."
das war ja mal eine gute nachricht.

nach einer stunde dann wagte ich mich auf die straße und ging mit kleinen zitterschritten zum taxistand. und tatsächlich - als ich mich in meiner straße aus dem polster erhob, war es endlich trocken unter mir.

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