Dienstag, 8. Mai 2007
projekt sumpfhexe
ich bin haartechnisch nicht naturschwarz. alles, was ich bin, verdanke ich der chemie - in vielerlei hinsicht, was ich nun aber nicht näher ausführen möchte. denn heute widmen wir uns mal wieder dem banalen.
weil mein armer spatz von meinen chemischen keulen schlimmen ausschlag kriegt, und weil haare färben mit chemie offiziell blasenkrebs verursacht, habe ich mir den stoff, aus dem die farbe ist, aus der natur besorgt: henna. gemischt mit salbei, etwas indigo und schwarzem tee soll das, was normalerweise einen knallorgangen effekt hat, diesmal möglichst tiefschwarz werden.
bis zum endergebnis durchläuft die haarfärberin folgende phasen:
phase eins: das panschen. erstes misstrauen erzeugte die farbe des pulvers, welches da in meiner tüte war. es war nämlich giftgrün. das giftgrün war mir bereits bekannt vom orange-färbenden henna, denn als ich 16 und ersatzmami war, trug ich diese farbe. aber jetzt wollte ich kein orange mehr, und bitte auch kein grün, was ja bei henna und bereits chemisch gefärbten haaren manchmal passiert.
nungut. ich vermengte das giftgrün mit heißem wasser und zitronensaft (vom essig bin ich abgerückt, der geruch hält sich mindestens zwei haarwäsche im haar) zu einem etwas dunkler grünen, nach heu riechenden brei.
phase zwei: auftragen. ich bin keineswegs in besitz irgendwelcher friseur-utensilien, also mache ich es immer klassisch, sprich, ich klatsche mir den brei mit dem panschelöffel einfach auf den kopf. ein völlig versautes waschbecken und ein komplett grün gesprenkeltes badezimmer später sah mein kopf aus wie einer dieser moosbewachsenen baumstämme im märchenwald. die farbe wollte auch nicht recht auf dem kopf bleiben, sondern fiel mir in kleinen klümpchen auf hals und schultern. grüne tropfen malten mir ein authentisch-natürliches gezweig ins gesicht. ich überlegte, sollte die farbe nicht abwaschbar sein, mich als tarnobjekt bei der bundeswehr zu bewerben.
phase drei: warten. eine stunde sollte die komplettverwandlung dauern. eine stunde saß ich über meinem paulus, der kopf wurde immer schwerer, so mit 350 ml krautmasse drauf. ich bekam kopfweh und sehstörungen, wie ich sie immer bekomme, wenn ich verkrampfe. ich sehnte das ende der stunde herbei.
phase vier: ausspülen. der brei auf meinem kopf war inzwischen zu mittelfestem kuhmist getrocknet und von rissen durchzogen. die farbe war immer noch grün. nach zehn minuten bewässerung war jedoch alles weich geworden und ließ sich ausspülen. zwischen grün-braunen erdigen brei-resten blubberte bezaubernd blauer schaum - das waren wohl die indigo-anteile.
phase fünf: kämmen und trocknen. eins muss man dem scheiß lassen, er macht gepflegteres haar als jede kurpackung. schon beim kämmen stelle ich fest: der haaransatz ist immer noch verdächtig hell. nach dem trocknen wird diese feststellung bestätigt.
phase sechs: weinen. ich sehe aus, als wäre ich kopfüber in schottische hochmoore gefallen. mein ehemaliges schwarz ist ein bisschen restschwarz, dazwischen ist es schlammfarben, rot-braun mit einigen nuancen grün. das perfekte tarnobjekt. sonst nichts.
phase sieben: mit kopftuch vermummt in die drogerie rennen und chemische haarfarbe kaufen.

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