Donnerstag, 10. Juli 2014
besserwichser
beim ersten lesen war ich geradezu schockiert von so viel offensichtlicher intelligenz, kulturell-medialer bewandertheit und sprachpotenz. beim zweiten lesen geriet ich ins stocken.
ich musste ja physik in der elften mit einer 5 ablegen, aber ich dachte immer, man gibt geschwindigkeit in km/h an?

pseudointellektuelle motz-tweets braucht doch echt kein mensch. muss ich gleich pseudointellektuell motzbloggen drüber. jetzt fühl ich mich wieder für zwei stunden geil und wichtig.

... link


hauptstadtfeeling
leute, häuser, plätze.
stadt, land, fluss.
ost, west, s- und u-bahn.

in berlin ist für menschen wie mich viel platz.
viele reize bei relativ hoher gelassenheit. schauen ohne angestarrt zu werden.
die unmöglichkeit, underdressed zu sein, und die chance, selbst als hartzer noch als hip durchzugehen.

in der kneipe erkennt mich der kellner schon beim zweiten mal wieder. ich kann kostenlos trinken, den ganzen abend lang. auf dem nachhauseweg eines der leckersten böreks ever gegessen. für 1,50 euro.

überhaupt, die preise. am zoo eine brezel: ein euro. ein cocktail in schöneberg 4,90 euro. und bahnfahren für 2,60 euro. da kann nürnberg kaum mithalten, hamburg schon dreimal nicht.

das wetter nervt ein bisschen. warm, hohe luftfeuchtigkeit, jeden tag am besten zweimal duschen. aber es kann ja nicht immer sommer sein, sage ich mir, und ich trage auch nicht jeden tag einen koffer durch die gegend.

was mir in berlin enorm fehlt, ist natur direkt in der stadt. in berlin arbeiten und in brandenburg wohnen erscheint mir immer attraktiver. dazu braucht man natürlich einen job, der die pendelei finanziell und zeitlich hergibt. ein gewisser blogger machts vor, und vielleicht heuere ich ja an, besetze ein kämmerchen im schafstall und werde professionelle schlappohrkaninchen-bekuschlerin oder vermiete seine künftige sauna zu horrenden preisen an gestresste manager.

auch in der stadt beherbergen mich bloggers, im zentralen westen und lustigerweise nur eine straße voneinander entfernt. beide sind sich dennoch noch nie begegnet. aber berlin erlaubt so viele unterschiedliche lebensentwürfe, da ist das einfach möglich.

vor lauter tapetenwechsel hatte ich nur eine nacht, in der ich von einem der hier ständig aufziehenden gewitter geweckt wurde, an das objekt dachte und dann nicht mehr einschlafen konnte. wut und trauer sind noch immer in mir, aber berlin hat einen angenehmen schleier darüber gelegt. hier ist kein ort, an dem ich dem objekt begegnen könnte. keiner, an dem wir gemeinsam etwas erlebt haben. nichts erinnert mich hier an etwas objektiv trauriges oder schönes. ich trage bilder in mir, aber die sind von begegnungen und gesprächen und landschaftskulissen, von hühnern und schafen und bienen.

zum ersten mal seit vielen monaten fühle ich mich erlebnisfroh, dankbar und befriedet. es tut gut, hier zu sein. und vielleicht wird das hier ein neues zuhause.

... link