Donnerstag, 6. Oktober 2011
about mice and men
im supermarkt. ich bin sehr müde und überarbeitet. ich stehe bei den brötchen und gucke paralysiert, weil ich mich nicht entscheiden kann, welches ich will. da schweift mein blick ab und ich sehe eine kleine maus unters kühlregal huschen.

vermutlich gucke ich noch mal verwirrter, denn direkt nebenan an der fleischertheke beugt sich der verkäufer über die auslage und fragt:
"kann ich ihnen helfen? in zwei minuten kann ich ihnen ganz frische brötchen anbieten."
ich schüttle noch immer irritiert den kopf und sage dann mit einem möglichst freundlichen lächeln:
"entschuldigung, ich war gerade etwas erstaunt... kann es sein, dass sie eine kleine maus hier haben?"

der fleischerthekenmann starrt mich entgeistert an und ich kann die gedanken sehen, die sich durch seine stirn pressen: achtung, irren-alarm. die alte da hat nicht alle tassen im schrank. die sieht weiße mäuse im supermarkt.

ich ahne nicht, was ich mit meiner äußerung angerichtet habe. denn schon mischt sich eine frau ein, die neben mir steht:
"hier gibt es MÄUSE?"
sämtliche kunden in hörweite stellen sichtbar die lauscher auf.
der fleischerthekenmann beschwichtigt: "ich glaube nicht, dass es hier mäuse gibt, mit sowas hatten wir hier noch nie probleme!"
hinter mir sagt eine alte schabracke laut zu ihrem general-ähnlichem begleiter: "hörst du, die frau hat eine maus hier gesehen! das ist doch widerlich!"
alle kunden in der näheren umgebung glotzen. zwei von ihnen packen ihre sachen aus dem korb in die regale zurück und verlassen eilig den laden. die anderen tuscheln und hasten richtung kasse.

der fleischerthekenmann schaut mich an, als sähe er mich gern in dünnen scheibchen neben seiner anderen wurst in der auslage liegen.
mir ist die ganze geschichte inzwischen mordspeinlich und ich bekomme zweifel an meinem eigenen verstand.
"hören sie, vielleicht bin ich nur gerade etwas gestresst... ich komme eben aus dem büro und bin sehr müde... da bekomme ich schon manchmal so ein komisches flackern vor den augen!"
meine gehaspelte entschuldigung scheint beim fleischerthekenmann die irrenhaus-these eher noch zu erhärten. bevor er den sicherheitsdienst rufen kann, sehe ich zu, dass ich ebenfalls richtung kasse komme.

ich fürchte, ich kann die nächsten wochen da keinesfalls mehr einkaufen. es interessiert mich allerdings immer noch, ob ich recht hatte oder ob ich inzwischen stressbedingt halluziniere.

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